Panzer rollt für Urzeitkrebse

Während sich die Zucht von Urzeitkrebsen und Triops in heimischen Aquarien immer größerer Popularität erfreut, sind die Urzeitwesen in freier Natur recht selten vertreten. Im Jahr 2014 gab das Bayerische Landesamt für Umwelt eine Studie in Auftrag. Im Rahmen dieser Studie wurden alle bekannten Fundorte der vergangenen 30 bis 40 Jahre im Freistaat überprüft. Die Untersuchungen der Studien ergaben ein eher düsteres Bild. Der Erhaltungszustand der Urzeitkrebse in freier Natur ist kritisch. Es existieren ca. 630 bekannte Habitate in Deutschland und Österreich. Diese Zahl gilt als sehr gering. Triops kommen in der Döberitzer Heide im Havelland im Südwesten von Berlin vor. Dort leben die Urzeitkrebse in Pfützen und Tümpeln auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz. Derzeit soll ein ziviler Panzer eingesetzt werden, um zwei gefährdete Urzeitkrebsarten zu schützen.

Die Bestände der Urzeitkrebse nehmen ab

Auf dem ehemaligen Militärgelände bewegte sich das schwere Fahrzeug mehrmals über die alten Trassen, auf denen sich Biotope für die Tierwelt entwickeln konnten. Durch die Panzerfahrten wurde der Boden erneut verdichtet, wodurch sich Wasser in Vertiefungen sammeln konnte. Diese Pfützen sind von entscheidender Bedeutung für die Urzeitkrebse, wie von der Heinz Sielmann Stiftung berichtet, die das ehemalige Truppenübungsplatzareal besitzt.

Laut der Stiftung beherbergen die Panzerfahrrinnen die beiden Urzeitkrebsarten Triops cancriformis und Branchipus schaefferi. Diese wurden Ende der 1980er Jahre entdeckt, wie Jörg Fürstenow, ein Experte der Heinz Sielmann Stiftung, berichtete. Triops cancriformis kann eine Größe von über zehn Zentimetern erreichen, während die andere Art in der Regel etwa vier bis fünf Zentimeter groß wird. Spaziergänger in der Döberitzer Heide haben im Sommer entlang der Wanderwege gute Chancen, solche Urzeitkrebse in den Pfützen zu beobachten, so Fürstenow.

Die beiden Urzeitkrebsarten, die typisch für Truppenübungsplätze sind, kommen vereinzelt auch in anderen Regionen Deutschlands vor, darunter Sachsen-Anhalt und Sachsen, wie der Biologe Alexander Gutsche berichtete. Die Bestände dieser Urzeitkrebse nehmen jedoch ab.

Der ehemalige Truppenübungsplatz im Havelland ist ein geschichtsträchtiger Ort. Nach der Wende wurde das weitläufige Gelände zu einem Naturschutzgebiet. Laut der Heinz Sielmann Stiftung, die das Areal im Jahr 2004 erworben hat, haben Brände, Explosionen und Kettenfahrzeuge großflächige offene Landschaften hinterlassen, die ökologisch von großer Bedeutung sind. Neben den Urzeitkrebsen beheimatet das Gebiet viele geschützte Tierarten, darunter Seeadler, Rotbauchunken, Wildbienen und Wiedehopfe.

Sladjan Lazic

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