In der Fossilfundstätte „Hammerschmiede“ im Allgäu haben Forschende Knochen entdeckt, die sie einem frühen Vorfahren der heutigen Pandas zuordnen. Bei der bisher einzigen dort entdeckten Bärenart, Kretzoiarctos beatrix, handelt es sich um den ältesten bekannten Verwandten des modernen Großen Pandas (Ailuropoda melanoleuca). Die Form und Struktur seiner Zähne zeigen Ähnlichkeiten mit denen des chinesischen Pandas.
Während der heutige Große Panda ausschließlich Bambus frisst, ernährte sich der Ur-Panda eher wie Braunbären, die sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung zu sich nehmen. Diese Erkenntnis stammt von einem internationalen Forschungsteam aus Hamburg, Frankfurt, Madrid und Valencia, das unter der Leitung von Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen die Studie im Fachjournal Papers in Paleontology veröffentlichte.
Die Untersuchung der Funde aus der Grube in Pforzen (Landkreis Ostallgäu) zeigt, dass der Ur-Panda eine gemischte Ernährung hatte. „Diese Erkenntnisse sind entscheidend für unser Verständnis der Evolution von Bären und der Entwicklung der pflanzlichen Ernährung der Großen Pandas“, erklärt Böhme. „Kretzoiarctos beatrix war ein Generalist. Erst später während der Evolution haben sich die Pandas auf pflanzliche Nahrung spezialisiert.“ Der Ur-Panda war kleiner als moderne Braunbären, wog jedoch über 100 Kilogramm. „Obwohl heutige Große Pandas zur Gruppe der Fleischfresser gehören, ernähren sie sich ausschließlich von Pflanzen und haben sich auf harte pflanzliche Nahrung, insbesondere Bambus, spezialisiert“, ergänzt der Hauptautor Nikolaos Kargopoulos.
Zusätzlich zu den Panda-Überresten wurden in der Grube 27 weitere Raubtierarten entdeckt, wie die Forschenden im Fachblatt Geobios berichten. „Mit einer solchen vergleichbaren Artenvielfalt existieren kaum moderne Lebensräume“, sagt Böhme. Diese Vielfalt deutet darauf hin, dass das damalige Ökosystem gut funktionierte. Einige Arten lebten sogar nebeneinander, obwohl sie ähnliche ökologische Nischen besetzten.
Bereits zuvor wurden in Spanien Überreste von Ur-Pandas gefunden. Seit 2011 erforschen Wissenschaftler die „Hammerschmiede“ und haben Tausende Fossilien sowie zahlreiche Pflanzenarten entdeckt. Besonders herausragend war der Fund von „Udo“ (Danuvius guggenmosi) im Jahr 2019, einem Menschenaffen, der vor etwa 11,6 Millionen Jahren lebte und wichtige Fragen zur Entwicklung des aufrechten Gangs aufwarf.
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