Die bis zu 13 Tonnen schweren und über vier Meter hohen Tiere gehörten zur Gattung Deinotherium, genauer gesagt zur Art Deinotherium giganteum. Diese Gattung zeichnet sich durch die nach unten gebogenen Stoßzähne im Unterkiefer aus. Viele andere Urelefanten hatten damals vier Stoßzähne: zwei im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer. Ein Oberarmknochen dieser Tiere wiegt 100 Kilogramm und das Schulterblatt hat einen Durchmesser von fast einem Meter. In Landkreis Erding wurden außergewöhnlich gut erhaltene Überreste von drei Tieren entdeckt, die Experten als eine Sensation hinsichtlich der Menge und des Zustands der Knochen betrachten. Am Montag präsentierte Peter Kapustin, Leiter und Gründer des Urzeitmuseums in Taufkirchen an der Vils, diesen Fund.
Viele Überreste von Urelefanten aus Bayern
Kapustins Söhne, neun und zehn Jahre alt, hatten vor einem Jahr bei der Fossiliensuche mit ihrem Vater an einem Fuchsbau den ersten Knochen entdeckt. Jetzt sind etwa 120 Knochen gefunden worden, darunter der Schädel und die Stoßzähne eines zu 70 Prozent erhaltenen Jungtieres. Dies sei „spektakulär“, sagt Gertrud Rößner, Oberkonservatorin für fossile Säugetiere an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, die an der Bewertung des Fundes beteiligt war. „Dass diese Urelefanten hier lebten, wissen wir. Aber relativ vollständige Skelette sind selten.“ Kapustin, ein gelernter Betriebswirt und autodidaktischer Paläontologe, hatte die Gegend immer wieder erkundet. Bereits 2004 war bei Langenpreising der Schädel eines Deinotheriums gefunden worden.
Für die Deinotherien als größte Landsäugetiere Europas ist dies die größte je entdeckte Fundstelle, sagte der geologische Präparator Nils Knötschke. Er bezeichnete es als einen Glücksfall für die Wissenschaft. Das zweite gut erhaltene Tier war bereits größer und älter, jedoch noch nicht ausgewachsen, wodurch auch die Entwicklung der Tiere sichtbar wird. Die beiden besser erhaltenen Tiere erhielten von ihren Findern, Kapustins Söhnen, die vorläufigen Namen „Little Consti“ und „Big Alex“. Daraufhin begann eine monatelange Suche mit ehrenamtlichen Helfern, bei der auch Knochen einer Raubkatze und eines Urnashorns entdeckt wurden. Es wird angenommen, dass die Knochen der Tiere – auch der Katze – in einem damaligen Flusslauf zusammengespült wurden.
„Wir mussten ein bisschen trickreich die Bergung vorbereiten. Wir wollten nichts zerstören.“ Danach wurden die Knochen in einem Gipsmantel geborgen. Warum die Knochen der Urelefanten alle an einer Stelle gefunden wurden, ist unklar. Eine mögliche Erklärung wäre, dass sie wie heutige Elefanten zum Sterben einen bestimmten Ort aufsuchten und es sich somit um einen urzeitlichen „Elefantenfriedhof“ handelte, so Oberkonservatorin Rößner. „Aber sicher ist das nicht zu beantworten.“ Aus Bayern sind relativ viele Überreste von Urelefanten bekannt, darunter etwa fünf Teilskelette, zu denen auch die Erdinger Funde zählen. Besonders hervorzuheben ist ein 1971 in der Nähe von Mühldorf am Inn entdecktes, mit knapp 200 Knochen fast vollständiges Gomphotherium, dessen Replik in der Bayerischen Staatssammlung ausgestellt ist.
Bayern war jedoch kein spezielles „Elefantenland“. Die Überreste der Urelefanten haben sich im heutigen südlichen Freistaat aufgrund der günstigen geologischen Bedingungen im Molassebecken nördlich der Alpen vergleichsweise gut und nah an der Oberfläche erhalten. Vor etwa 18 bis etwa 2,5 Millionen Jahren lebten zahlreiche Urelefanten im heutigen Europa. Der Grund für ihr Aussterben liegt vermutlich in den klimatischen und damit verbundenen ökologischen Veränderungen. Bis vor 14 Millionen Jahren gab es keinen Frost, damals lebten hier auch Krokodile und Riesenschildkröten. „Dann ist es sukzessive kühler und trockener geworden.“ Die letzte Rüsseltiergattung in dieser Region waren bis vor etwa 14.000 Jahren die Wollhaarmammuts.
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